Beiträge

Europa als Partner auf Augenhöhe

von Eberhard Grein

Zahlreiche Vertreter aus Politik, diplomatischem Korps, Wirtschaft, Militär, befreun­deten Verbänden und Universitäten folgten der Einladung der Landesgruppe Bayern  zur Auftaktveranstaltung des DialogForums Sicherheitspolitik.

Nahezu 180 hochkarätige Gäste konnten die Oberstleutnante Prof. Dr. Friedwart Lender und Prof. Dr. Eberhard Grein bei dem neuen Veranstaltungsformat „DialogForum Sicherheitspolitik“ in der Palaishalle des Bayerischen Hofs in München begrüßen. Gekommen waren die Bundes­tags­abgeordneten Florian Hahn und Dr. Hans-Peter Uhl (CSU), Joachim Spatz und VdRBw-Vizepräsident Rainer Erdel (FDP) sowie auch der ehemalige VdRBw-Präsident und MdB a.D. Gerd Höfer. Als Landtagsabgeordneter kam für die SPD Prof. Dr. Peter-Paul Gantzer.

Zu den Gästen gehörten ebenso Generalkonsule, Vertreter der Rüstungsindustrie sowie mittelständischer Unternehmen, zahlreiche Generale und Generale a.D. wie auch Komman­deure von Verbänden und Bundeswehrschulen, Angehörige von politischen Stiftungen, Vertreter von Behörden, der IG Metall, Partnerverbänden, Professoren und Studenten, aber auch Verbandsmitglieder.

Konflikte von der Nato fernhalten

Die Europäer müssen wieder ein verlässlicher Partner Amerikas und handlungs­fähiger werden![/pullquote]General a.D. Dr. Naumann fesselte die Gäste nahezu ein­einhalb Stunden mit seinem Vortrag „Sicherheit für Europa und Zukunft der Nato“ und der anschließenden Diskus­sionsrunde. Der frühere Generalinspekteur startete mit einem Überblick in das Zeitalter der „asymmetrischen Konflikte sowie des asiatischen Jahrhunderts“ und nahm dabei Bezug auf die neue amerikanische Sicherheitsstrategie. Gefahren drohten hingegen aktuell durch die Finanz- und Wirtschaftskrise in Europa, aber auch durch eine Welt ohne Weltordnung, in der inzwischen nichtstaatliche Akteure das Geschehen maßgeblich mitbestimmten.

Deshalb sei es nur folgerichtig, Interventionskräfte zu unterhalten, um „Konflikte von der Nato fernhalten“ zu können. Gerade deshalb müssten sich Deutschland und Europa der inter­nati­onalen Verantwortung stellen, „als Stabilisator“ wirken, ohne jedoch nur „Erfüllungsgehilfe der Amerikaner“ zu sein.

Europa muss handlungsfähiger werden

Die Themen reichten im weiteren Verlauf des Vortrags vom demografischen Wandel in den USA, Russland und China, über die noch zu entwickelnden Beziehungen zu Russland, das Europa brauche, nukleare Proliferation, bis hin zu einer stärkeren Einbindung der Türkei. Aber auch zum Balkan sowie Nordafrika, der Arabellion, dem Syrien-Konflikt, dem Iran, Rohstoffmangel, Klimawandel, Migration und einer erforder­lichen Reform der Nato-Strukturen trug General a.D. Dr. Naumann vor.

Eine der wesentlichen Aussagen Naumanns lautete jedoch, dass die Europäer wieder ein verlässlicher Partner Amerikas und hand­lungs­fähiger werden müssten. Nur so ließe sich das Ziel „Europa als Partner auf Augenhöhe“, so der Referent, verwirklichen. Amerika sei zwar „schwer angeschlagen“, bleibe seiner Einschätzung jedoch nach wie vor die Weltmacht Nummer 1.

Der immer wieder mal erhobenen Forderung nach einer Auflösung der Nato erteilte Naumann allerdings eine klare Absage, da diese nach wie vor gebraucht werde. Unbestritten sei jedoch, dass wir „auf viele Konflikte nicht vorbereitet“ seien und man das Bündnis deshalb „an das 21. Jahrhundert anpassen“ müsse. Reformbedarf bestünde dabei insbesondere bei „ABC-Abwehr, Cyberspace, den militärischen Potenzialen Wasser und Luft sowie bei Polizeikräften“.

 

Die Veranstaltung endete mit ebenso interessanten Gesprächen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei einem anschließenden Empfang.

Dieser Artikel erschien zuerst in „Loyal – Magazin für Sicherheitspolitik„, Ausgabe 12/2012
Herausgegeben vom Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr e. V., Bonn

Artikel als PDF downloaden